FANport Newsletter #47

Mitten in der Hinrunde der neuen Saison ist unser Newsletter #47 erschienen. Es finden sich wieder Infos über unsere Angebote darin. Für tagesaktuelle Infos schaut bitte in unsere Social Media-Kanäle.

Fachdiskussion: Fanprojekte brauchen ein Zeugnisverweigerungsrecht!

Die Mitarbeitenden der Fanprojekte brauchen ein Zeugnisverweigerungsrecht. Das gibt es z.B. für Sozialarbeiter:innen in der Drogenhilfe schon lange. Es ist wichtig, um eine Vertrauensbasis zu schaffen und um gute Beziehungsarbeit leisten zu können. Weitere Argumente wurden während dieser Fachveranstaltung genannt:

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Fanprojekte tagten in Wuppertal

Heute endete die gemeinsame Bundeskonferenz der Koordinationsstelle Fanprojekte bei der DSJ und der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW. Zu Beginn gab es Grußworte – unter Anderem von DFB-Präsident Bernd Neuendorf: „Fanprojekte sind Erfolgsmodelle, sonst gäbe es nicht so viele.“

Dementsprechend wünschte sich der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick von den FP eine Bildungsarbeit, die demokratische Einstellungen fördert und diskriminierenden Haltungen kritisch begegnet. Er zeigte in seinem Vortrag (vgl. Mittestudie) das erschreckende Ausmaß der Erosion demokratischer Normen und Werte während der Pandemie, in der sich Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und „FakeNews“, wie Verschwörungsmythen und Hassbotschaften, stark verbreiten konnten. So sei vor Allem der Antisemitismus in den letzten Jahren stark angestiegen.

Die anschließende Podiumsdiskussion offenbarte, dass gerade in den unteren Ligen Fanprojekte wertvolle Bildungsarbeit häufig auch in strukturschwachen Regionen leisten. Sie sind dort aus der außerschulischen Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken.

Weitere interessante Impulse und Workshops folgten während der dreitägigen Konferenz. Hervorzuheben wäre noch der heutige Beitrag des Kriminologen Prof. Dr. Tobias Singelnstein über grenzüberschreitendes, Normen verletzendes Polizeiverhalten und der Schwierigkeit, dieses zu sanktionieren. Lediglich zwei Prozent aller angezeigten vermeintlichen Straftaten von Polizeibeamt:innen landen vor Gericht. Das Vertrauen der Bürger:innen in Rechtsstaat und Demokratie würden vielleicht die Einrichtung unabhängiger Clearingstellen und regelmäßige Studien über diesen Bereich fördern.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurde klar, dass FP zwischen Fans und Polizei, die sich häufig mit Vorurteilen gegenüberstehen, für Verständnis und Kommunikationsbereitschaft sorgen können, aber als Einrichtungen der Sozialen Arbeit an den Grundsatz der Freiwilligkeit gebunden und nicht als Teil des Sicherheitssystems zu sehen sind.

Die AG Preußenstadion zur anstehenden Ratsentscheidung zum Preußenstadion

Die „Arbeitsgemeinschaft Preußenstadion“ (ein heterogener Zusammenschluss von Fans aus allen Bereichen des Stadions) beschäftigt sich seit über 2,5 Jahren intensiv mit dem Umbau des Preußenstadions. In vielen von gegenseitigem Respekt geprägten Gesprächen mit den politischen Parteien, der Verwaltung und dem SC Preußen haben wir unsere Ideen für und Anforderungen an ein umgebautes Preußenstadion eingebracht.

Der nun anstehenden Entscheidung sehen wir hoffnungsvoll entgegen, denn die Chancen für die Stadt Münster, den Stadtteil Berg Fidel und den SC Preußen sind riesengroß. Die geplante und auch vom Verein favorisierte Reihenfolge des Umbaus (West‐, Nord‐, Osttribüne) ist auch aus unserer Sicht nachvollziehbar und logisch. Das umgebaute Stadion muss den Verein in die Lage versetzen, sich im Wettbewerb wirtschaftlich behaupten und auch die Pacht bezahlen zu können, um das Stadion zu refinanzieren.
Ganz wichtig wird es aber sein, dass es einen verlässlichen Zeitplan geben wird und die Osttribüne, die Heimat der Fiffi‐Gerritzen‐Kurve, nicht dem Sparzwang zum Opfer fällt und der Verein und die stehplatzbegeisterten Fans nicht im Regen stehen gelassen werden.
Dass das Preußenstadion laut Beschlussvorlage einen “maßgeblichen Beitrag zur Umsetzung des Ziels Klimaneutralität Münsters bis 2030 leisten” soll, ist eine Aussage, die uns stolz macht. Denn genau dieser Blick über den Tellerrand macht Münster aus.

Zum Ideenkonzept der AG Preußenstadion für einen Stadionumbau: https://www.fanprojekt-muenster.de/wordpress/ideenkonzept-ag-preussenstadion/

100ProzentmeinSCP: Vor dem Ratsentscheid: Preußenstadion bleibt Diskussionsthema

Am 7. September soll die Beschlussvorlage V/0292/2022 im Rat behandelt werden. Mit einer Zustimmung zur Vorlage könnte die Bauwerke Münster GmbH nun mit der konkreten Umsetzung des Stadionumbaus beginnen. Sollte man meinen. Doch von einem formlosen oder kommentarlosen Durchwinken kann keine Rede sein, der Stadionumbau steht nun doch wieder unter leichten Vorbehalten. (…)

Zum vollständigen Artikel: https://www.100prozentmeinscp.de/vor-dem-ratsentscheid-preussenstadion-bleibt-diskussionsthema/

Erinnerungsort des FLVW eingeweiht

Am 8. Mai 2022 wurde dieses Denk-Mal bzw. dieser Erinnerungsort im SportCentrum Kaiserau des Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen e.V. (FLVW) u.A. durch seinen Präsidenten Gundolf Walaschewski eingeweiht.

Wir nahmen mit unserer Spurensuche-Crew dort teil und durften den Sohn von Ernst Rappoport (einst Leichtathlet beim SC Preußen Münster), Hermann Zwi Rappoport, der heute Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Dortmund ist, kennenlernen. Es wurde eine weitere Zusammenarbeit vereinbart, worüber wir uns sehr freuen!

Projekt Spurensuche: https://www.fanport-muenster.de/spurensuche/

Fanprojekte fuhren ein

„Es fährt ein Zug nach Nirgendwo – Fanprojektarbeit in ländlichen Räumen“

Unter diesem Titel fand die diesjährige Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) vom 22.-24. März auf dem Rabenberg im Erzgebirge statt. Es war dabei nicht überraschend, dass sich schon auf der Talkrunde zur Eröffnungsveranstaltung die Fragen um Angebotsdichte und Erreichbarkeit, Netzwerkbildung, Anonymität oder politische Strukturen drehten und damit Unterschiede zu großen Metropolenregionen schlagwortartig beschreiben. Und natürlich sind diese Unterschiede den Akteur*innen Sozialer Arbeit im ländlichen Raum, und damit auch Fanprojekten, wohl bekannt.

Doch worin differenziert sich die Arbeit in Dortmund und in Plauen? Was macht es aus, wenn 80.000 oder 5.000 Zuschauer*innen im Stadion sind? Braucht es überhaupt Soziale Arbeit mit Jugendlichen in ländlichen Räumen?

Das VIII. Sozialgesetzbuch beantwortet diese Frage gleich im ersten Satz: „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“

Es braucht also nicht über eine Notwendigkeit gesprochen werden, vielmehr muss festgestellt werden, dass die vorhandenen Angebote nicht ausreichen oder schlecht greifen. Der Jugendforscher Klaus Farin kritisierte in seinem Inputreferat im Rahmen der Auftaktveranstaltung untertage in den Zinnkammern Pöhla e.V., das seit Jahren dieselben Fehler begangen würden. Jugendliche werden schlecht einbezogen, können nicht mitbestimmen und ihre Bedürfnisse werden von Erwachsenen eher vermutet als tatsächlich gemeinsam mit ihnen identifiziert. So würde beispielsweise in keinem einzigen Beirat der Verkehrsverbünde auch nur ein*e Jugendliche*r sitzen, und das, wo gerade die schlechte Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr eine große Herausforderung für junge Menschen ist.

Dieser Umgang der Erwachsenenwelt mit jungen Menschen ist schwer verständlich, sind doch gerade ländlichere Gebiete auf die Jugendlichen angewiesen. Und die wollen, aktuellen Studien zufolge, auch gerne bleiben. Fanprojekte haben an dieser Stelle entscheidende Vorteile. Die Leidenschaft für Fußball und einen Verein verbindet und bringt junge Fans aus der Region in den Stadien zusammen. Eine ideale Voraussetzung für die Kontaktaufnahme und Beziehungsarbeit durch die Sozialarbeiter*innen gerade in Regionen, wo es wenig vergleichbare Angebote Sozialer Arbeit gibt. Die Fansozialarbeit orientiert sich mit ihren partizipativen und offenen Angeboten an den Bedarfen der Fans und ihrer Lebenswelt. Dabei reicht das Portfolio von Beratungsangeboten, über das zur Verfügung stellen von Räumlichkeiten und weiterer Infrastruktur, Outdooraktivitäten oder U18-Fahrten zu Auswärtsspielen. Damit sind Fanprojekte – gerade in ländlichen Räumen – ein unverzichtbarer Bestandteil der ausgedünnten Hilfelandschaft, darüber waren sich die Podiumsgäste einig.

Bei der Spartakiade traten die vier Regionalverbünde gegeneinander an – der Westverbund gewann.

Der zweite Tagungstag beinhaltete eine Vielzahl von Workshops. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Konzipierung erlebnispädagogischer Angebote, welche abseits von Großstädten und Ballungsgebieten einfach realisiert werden können. Die Tagung endete mit der turnusmäßigen Mitgliederversammlung der BAG Fanprojekte e.V. Die nächste Tagung wird im März 2023 in Lübeck stattfinden.

Sophia Gerschel/Christian Keppler

BAG Sprecher*innen

Fanhilfe MS: Stellungnahme zu den aktuellen Repressionen in Folge des Polizeieinsatzes in Velbert

Am 24.11.2021 haben wir an dieser Stelle zu den Ereignissen rund um das Auswärtsspiel gegen den KFC Uerdingen in Velbert am 20.11.2021 Stellung genommen. Seitdem sind nun einige Wochen ins Land gegangen und – wie bereits im Nachgang an das Spiel befürchtet – sind etliche Preußen-Fans nun polizeilichen Repressionen ausgesetzt. Mit etwas zeitlichem Abstand wird nun auch das Ausmaß der Ereignisse sichtbar.

Im Anschluss an das Spiel meldeten sich vermehrt Fans bei uns, die vor Ort Polizeigewalt erfahren und beobachtet hatten. Die betroffenen Personen, welche aus allen Teilen des Stadions kommen, haben sich ihre Verletzungen richtigerweise ärztlich dokumentieren lassen. Die Polizeigewalt im Gästeblock ist auch auf im Internet veröffentlichten Videos in Ansätzen zu erkennen.

Im Laufe der letzten Woche trafen bei den ersten Preußen-Fans Stadionverbote – ausgesprochen durch den KFC Uerdingen 05 e.V. – ein. Ausgesprochen wurden diese ohne jegliche Anhörung oder vorherige Chance zur Stellungnahme, lediglich eine nachträgliche Möglichkeit der schriftlichen Stellungnahme bis zum 02.11.2021(sic!) wird seitens des KFC Uerdingen 05 e.V. geboten. Dass Fußballfans ein vorheriges Anhörungsrecht haben, hatte das Bundesverfassungsgericht bereits 2018 festgestellt.

Unter den Betroffenen sind neben jugendlichen Preußen-Fans auch Personen, welche sich ehrenamtlich im Umfeld des Vereins organisieren. Es entsteht das Bild, dass die Stadionverbote hier wahllos nach dem Gießkannenprinzip verteilt worden sind, ohne sich dem Einzelfall anzunehmen, da vor Aussprache seitens des KFC Uerdingen 05 e.V. keine Anhörung ermöglicht worden war. Auch wurde dem Einfluss des vollends missglückten Polizeieinsatzes und dem eskalierenden Verhalten der Polizei in keiner Weise Rechnung getragen, sodass anscheinend kein Interesse seitens des KFC Uerdingen 05 e.V. an einer Aufklärung der Geschehnisse besteht. Wir fordern daher, die ausgesprochenen Stadionverbote mit sofortiger Wirkung aufzuheben, da etliche Fragen im Rahmen des eskalierenden Polizeiverhaltens noch immer ungeklärt sind! Die Fälle der betroffenen Personen müssen deshalb – auch unter Zuhilfenahme des Fanprojekt Preußen Münster e. V. und dem sozialpädagogischen FANport Münster– gänzlich neu und neutral betrachtet werden.

Gänzlich gegensätzlich und positiv nehmen wir das bisherige Vorgehen des SC Preußen Münster wahr, der sich bisher für die Aufklärung des Polizeieinsatzes ausgesprochen hat. Die Vereinsführung bemühte sich seitdem um einen offenen und fairen Austausch mit der Fanszene, dem Fanprojekt Preußen Münster e. V. und dem sozialpädagogischen Fanprojekt FANport Münster, um das Vorgehen des Ordnungsdienstes und der Polizei in Velbert entsprechend einzuordnen. Auch der Gang in die Kurve verschiedener Gremienmitglieder im Anschluss das Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück am 26.11.2021 und die damit verbundene Geste lässt uns hoffen, dass die Ereignisse auch im weiteren Verlauf vorurteilsfrei betrachtet werden. Wir hoffen, dass der Verein seine Fans weiterhin unterstützt und sich für die Aufhebung der Stadionverbote und eine neutrale Neubetrachtung der Fälle einsetzt.

Für alle Betroffenen und Zeug*innen sind wir euer erster Ansprechpartner: Solltet Ihr vor Ort Polizeigewalt erfahren oder beobachtet haben, dann sprecht uns gerne im Stadion darauf an oder wendet euch an info@fanhilfe.ms. Nur so können wir uns ein lückenloses Bild von den Vorgängen machen. In jedem Fall raten wir in allen Problemen mit Polizei, Justiz und dem KFC Uerdingen 05 e.V. Kontakt mit uns aufzunehmen, um euch bestmöglich rechtlich beistehen und unterstützen zu können.