„Kollektivstrafe?“ – Nachspiel zum Heimspiel gegen 1860 München

Am Sonntag, den 15. Oktober 2023 spielte der SC Preußen Münster gegen den TSV 1860 München. Zu diesem Spiel gab es für einige M’60-Fans Aufenthaltsverbote der Polizei sowie Hausverbote durch den SCP, die am Spieltag unmittelbar vor dem Spiel ausgesprochen wurden. Dies geschah als Reaktion auf das Aufbringen von Tags und Aufklebern auf Verkehrsschildern bei einem Zwischenstopp der M’60-Fans im Münsterland. Im Folgenden dokumentieren wir hier zwei Artikel, die die Positionen zu diesem Geschehen wiedergeben:

 

Münster: Unverhältnismäßige Maßnahmen verhindern Stadionbesuch von Löwen-Fans.

Quelle: https://www.tsv1860.de/de/Aktuelles_News/7547.htm

Beim vergangenen Auswärtsspiel des TSV 1860 München beim SC Preußen Münster blieb die aktive Fanszene der Löwen dem Gästeblock fern. Grund war eine unverhältnismäßige Kollektivstrafe, die seitens des Gastgebers gegen einen Teil der Fanszene ausgesprochen wurde. Dies führte dazu, dass sich auch weitere Teile der aktiven Fanszene solidarisierten und den Rückweg nach München ohne Stadionbesuch frühzeitig antraten.

Nach dem aktuellen Kenntnisstand des TSV 1860 München, der sich aus mehreren Gesprächen mit den betroffenen Gruppierungen, dem SC Preußen Münster, der Autobahnpolizei Dortmund und der Polizei Münster ergibt, wurden auf der Anreise der Löwenfans im Bereich der Autobahnpolizei Dortmund kleinere Sachbeschädigungen von wenigen Mitgliedern einer Fangruppierung des TSV 1860 München festgestellt. Im Rahmen der polizeilichen Maßnahmen wurde diese Information an den SC Preußen Münster übermittelt. Die Gastgeber entschieden ohne die normal übliche Rücksprache mit dem TSV 1860 München, dass die gesamte Fangruppe für den Spieltag ein Hausverbot für das Preußenstadion erhält und somit trotz des Besitzes einer gültigen Eintrittskarte kein Zutrittsrecht zum Stadion erhält.

Die Löwen-Fans setzten nach Rücksprache mit der Autobahnpolizei Dortmund vorerst die Anreise nach Münster fort. Dort wurden sie von der Polizei Münster im Empfang genommen und aufgrund des ausgesprochenen Hausverbots des SC Preußen mit einem Platzverweis für die Stadt Münster belegt. Weitere Teile der aktiven Fanszene erfuhren von den Maßnahmen des SC Preußen Münster und betraten aus Solidarität mit den ausgesperrten Fans das Stadion ebenfalls nicht. Trotz der durch den SC Preußen Münster hervorgerufenen Situation, der daraus resultierenden aufgeheizten Atmosphäre und einer entsprechend angespannten Sicherheitslage an den Eingängen zum Stadion kam es hier zu keinen weiteren Vorkommnissen. Die aktive Fanszene des TSV 1860 München fuhr daher bereits vor Beendigung des Spiels zurück nach München ohne das Spiel gesehen zu haben und ohne die Mannschaft in einem wichtigen und schweren Auswärtsspiel unterstützen zu können.

Aufgrund der aktuellen Erkenntnisse empfinden wir die durch den SC Preußen Münster und die Polizei Münster ausgesprochenen Kollektivstrafen als überzogen und unnötig. Dies hat der Geschäftsführer des TSV 1860 München den Verantwortlichen vor Ort bereits in aller Deutlichkeit mitgeteilt. Nur durch die gute Zusammenarbeit der Fanbetreuung und der Abteilung Spielbetrieb/Sicherheit des TSV 1860 München mit den eigenen Fans und die besonnene Reaktion der aktiven Fanszene konnte eine mögliche Eskalation verhindert werden.

 

Preußen Münster widerspricht: Keine Kollektivstrafe gegen 1860-Ultras

Quelle: https://www.dieblaue24.com/1860/28269-preussen-muenster-widerspricht-keine-kollektivstrafe-gegen-1860-ultras

Der TSV 1860 hat mit der Tonierung seiner Presseerklärung am Mittwochmorgen auf jeden Fall überrascht, als der Traditionsklub aus Giesing in Richtung Münster behauptete, “dass eine unverhältnismssige Kollektivstrafe” gegen die eigenen Fans ausgesprochen worden sei, die noch dazu “unnötig und überzogen” war. Tatsache ist, dass die Polizei 33 Löwen-Fans vorwirft, auf dem Pendlerparkplatz Werl-Süd Verkehrsschilder besprayt und beklebt zu haben. Die Polizei Soest nahmen die Personalien von 33 Tatverdächtigen auf. Der Vorwurf: Sachbeschädigung.

Obwohl dieser Gruppe kommuniziert wurde, dass sie nach diesem Vorfall nicht mehr ins Preußenstadion kommen werde, setzten die Löwen-Fans ungeniert ihre Fahrt Richtung Münster fort. Die “MünsterscheZeitung” schreibt dazu: “So erläutert Preußen Münster das Vorgehen, das laut Polizei keinesfalls außergewöhnlich ist, sondern eher die Regel, wenn bereits auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel eine Straftat begangen wird.”

Die Löwen hatten in ihrem Schreiben bemängelt, dass diese Entscheidung “ohne die normal übliche Rücksprache” mit Löwen-Vertretern geschehen sei. Laut dem Blatt sei das nach Spielbeginn übliche Kurvengespräch mit Sicherheitskräften und Vertretern bei der Vereine habe stattgefunden – allerdings ohne den TSV 1860. Die Gründe dafür seien unbekannt. Ob es zuvor eine Kontaktaufnahme mit den Löwen gegeben habe, ist unklar. An der Entscheidung hätte sie aber ohnehin nichts geändert. Kurios: In Münster waren 1860-Sicherheitschef Dominik Rassl und der Fanbeauftragte Felix Hiller eigentlich vor Ort.

Von einer Kollektivstrafe wolle Preußen Münster, wie die Löwen behaupteten, nichts wissen: Es gab “keinerlei Vorbehalte” gegen Fans außerhalb der in Werl aufgegriffenen Gruppe gegeben. Richtig ist, dass sich der Rest der Ultra-Szene mit der angezeigten 33-Mann-Crew solidarisierte und bereits kurz nach der Halbzeitpause die Heimreise angetreten hat. So verpassten die Anhänger das 1:1 ihrer Löwen gegen den guten Aufsteiger.