„Zugänge“-Veranstaltung als Video

Das Preußen Schaufenster hat unsere Podiumsveranstaltung „Zugänge. Jüdischer Sport in Deutschland und im Münster der 1930er Jahre“ gefilmt und nun hier veröffentlicht:
https://m.youtube.com/watch?v=i9jBZPFzIyQ

Danke, lieber Klaus, für die filmische Bearbeitung! 🙏🏽

Und nochmal vielen Dank ans Friedensbüro der Stadt Münster für die Zusammenarbeit und diesen tollen Bericht:
https://www.frieden-durch-dialog.de/podiumsdiskussion-des-fanports-muenster-juedischer-sport-in-deutschland-und-im-muenster-der-1930er-jahre

Und schließlich allen ein dickes Dankeschön, die an der Veranstaltung mitgewirkt haben, allen voran Frau Gisela Möllenhoff und Herrn Professor Lorenz Peiffer! 🙏🏽

 

„Zugänge“ – dokumentiert vom Friedensbüro Münster

Podiumsdiskussion des FANport Münster: „Jüdischer Sport in Deutschland und im Münster der 1930er Jahre‟ 

Gestern lud das sozial­pädagogische Fan­projekt der Outlaw Kinder- und Jugend­hilfe „FANport Münster‟ zu einer spannenden und eindrück­lichen Podiums­ver­an­stal­tung mit Kurz­vorträgen und anschlie­ßender Dis­kussion in den Gemeinde­saal der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser ein.
Bericht aus dem Blog des Friedensbüros Münster

Die Veranstaltung fand im Zuge der Aus­stellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung‟ statt, die wir zurzeit in Koope­ration mit dem FANport, der Kirchen­gemeinde Liebfrauen-Überwasser und weiteren Partner*innen auf dem Über­wasser­kirch­platz zeigen. Weitere Infor­mationen zur Aus­stellung und zum Netz­werk findet Ihr hier.

Mit der Podiums­veranstaltung „Jüdischer Sport in Deutschland und im Münster der 1930er Jahre‟ richtete der FANport Münster den Blick auf unsere Stadt und stellte die Frage, unter welchen Um­ständen es jüdischen Münste­raner­*innen nach 1933 mög­lich war, sportlich aktiv zu ein.

Lorenz Peiffer: „Jüdischer Sport in Deutschland – Veränderungen nach 1933‟

Nach einer Begrüßung durch Edo Schmidt, den Leiter des FANports Münster, der die Veran­staltung mode­rierte, eröffnete Professor Lorenz Peiffer, Sport­historiker und Kurator der Aus­stellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung‟, den Abend mit seinem Vortrag „Jüdischer Sport in Deutschland – Veränderungen nach 1933‟. Professor Pfeifer erläu­terte den inte­ressierten Zuhörer­*innen, dass jüdische Sportler­*innen vor 1933 in den ganz normalen deutschen Sport­vereinen organisiert waren. Hier trainierten sie, nahmen an Wett­kämpfen, Meister­schaften und dem Vereins­leben teil. Nach der Macht­übergabe an die National­sozialisten änderte sich dies schlag­artig. Der Aus­schluss der Juden aus der Gesell­schaft war das Ziel der national­sozialis­tischen Politik und auch nicht­staatliche und partei­un­gebun­dene Akteure, wie die Turn- und Sport­vereine, stellten sich hierfür bereit­willig zur Ver­fü­gung. Von der Ent­demo­krati­sierung der Vereine und ihrer Ver­bände, über die Auf­gabe der partei­poli­tischen Neu­tralität, hin zur Ein­führung des Arier­para­graphen wurden die jüdischen Mit­glieder syste­matisch aus­ge­schlossen. Den Sportler­*innen blieben nur noch zwei Mög­lich­keiten: Ent­weder gaben sie ihren Sport auf oder sie organi­sierten sich selbst neu.

Dass die National­sozialisten die jüdische Selbst­organisation zu­ließen, hatte im Wesent­lichen mit den Olympischen Spielen zu tun, die 1936 in Berlin statt­finden sollten. Vor allem in den USA gab es Bemühungen, die Spiele zu boy­kottieren. Jüdischen Athlet­innen und Athleten wurde die Teil­nahme an den Spielen teil­weise erlaubt, aber sie waren bereits lange Zeit zuvor von den Trainings­stätten und Wett­kämpfen aus­geschlossen worden und die Bedingungen, unter denen sie sich auf die Olym­pischen Spiele vor­berei­ten mussten, waren dem­ent­sprechend un­zu­reichend und un­an­gemessen.

Auch in der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung‟ werden die un­zu­mutbaren Bedingungen, die für die jüdischen Athleth­innen und Athleten bei der Olympiade 1936 herrschten, thematisiert: Der Fechterin Helene Mayer entzog man 1933 das Sti­pendium und sie wurde sang- und klan­glos aus der Mitglieder­liste ihres Offenbacher Fechtclub gestrichen. Der Welt­klasse-Hoch­springerin Gretel Bergmann wurden 1933 die Medaillen ab­erkannt und sie wurde aus ihrem Verein aus­geschlossen. Der Aus­schluss bedeutete: keine Sport­stätten, keine Trainer, Betreuer oder Wettkampf­strukturen. Wo und wie sollten die Athlet­innen und Athleten also trainieren? Gretel Bergmann und ihre Freunde gruben auf eigene Faust einen Acker um und nutzten ihn als Trainings­stätte, damit sie sich weiter auf den Wett­kampf vorbereiten konnte. Selbst unter diesen Trainings­bedingungen gelang es ihr vier Wochen vor den Olympischen Spielen, den deutschen Rekord über 1,60 Meter ein­zu­stellen. Die Teil­nahme an der Olympiade wurde Gretel Bergmann dennoch mit faden­scheinigen Begründungen ver­weigert. Der Um­gang mit den jüdischen Spitzen­sportler­*innen kann laut Professor Peiffer in drei Worten zusammen­gefasst werden: Verehrt – Verfolgt – Vergessen.

Gisela Möllenhoff: „Sport im Abseits in Münster während der NS-Zeit‟

Ob und unter welchen Bedingungen es jüdischen Münsteraner­*innen nach 1933 noch mög­lich war, Sport zu treiben, erläuterte Gisela Möllen­hoff in ihrem an­schlie­ßenden Vortrag zum Thema „Sport im Abseits in Münster während der NS-Zeit‟. Die Historikerin Gisela Möllenhoff hat inten­siv zu jüdischem Leben in Münster und Wes­tfalen ge­forscht und gemein­sam mit Rita Schlautmann-Overmeyer das drei­bändige Werk „Jüdische Familien in Münster‟ ver­öffent­licht.

Der Sport spielt in den Erinnerungen der jüdischen Münsteraner­*innen eine wichtige Rolle: Richard Frankenstein war zunächst Mit­glied beim SC Preußen Münster 06 und später, nach 1933, im Schild Münster aktiv. In seinem Ge­spräch mit Gisela Möllenhoff erinnerte er sich an ein Fuß­ball­spiel gegen Dülmen-Coesfeld, in dem er im Tor gestanden hatte. Noch 50 Jahre später ärgerte sich Richard Franken­stein über die 7 Gegen­treffer, die er in diesem Spiel als Torwart kassierte. Auch für die Münsteranerin Gerda Grabe war der Sport ein ent­scheidender Lebens­inhalt. Gerda Grabe war Tennis­spielerin und Mit­glied der Tennis­abteilung des SC Münster 08. Hier im Verein hatte sie einen Freund. Ihr Onkel er­kannte die Gefahr für Gerda früh und 1935 emigrierte sie auf seinen Wunsch hin nach Palästina.

Nach dem Aus­schluss aus den Tennis­vereinen organisierten sich die jüdischen Münsteraner­*innen unter Dagobert Broh selbst. Auf der Mai­kotten­heide, außer­halb der Stadt, spielten die Jüdinnen und Juden nach dem Aus­schluss Tennis. An den Wochen­enden mussten die Tennis­plätze hier mit Tuch um­zogen werden, damit die „arischen‟ Münsteraner­*innen die Tennis­spieler*innen auf ihrem Weg zur Gast­wirtschaft Mai­kotten nicht sehen konnten. Die trainierten, sportlich aktiven Jüdinnen und Juden passten nicht zu den anti­semitsichen Stereo­typen und menschen­verachtenden Zerr­bildern der National­sozialisten.

Für ihre Recherchen zu jüdischem Leben in Münster reisten Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer durch die ganze Welt, waren unter anderem in den USA, Österreich, England und Israel. Hier haben sie jüdische Münsteraner­*innen zu ihren Lebens­geschichten und Erfahrungen inter­viewt, „damit wir für die Zukunft lernen‟. „Aber‟, schließt Gisela Möllen­hoff ihre ein­drück­lichen Aus­führungen ab, „wir lernen nie aus.‟

FANport Münster und Lernort Preußenstadion: Das Projekt „Spurensuche‟

Jan Becker vom Ler­nort Preußen­stadion präsen­tierte im An­schluss an die beiden Vor­träge das außer­schulische Bildungs­angebot „Spuren­suche‟. Der FANport Münster und der Lern­ort Preußen­stadion sind aktiv im Bereich der Gewalt- und Extremismus­prävention und eine An­lauf­stelle für junge Fußball­fans. Aus der aktiven Fan­szene erreichte den FANport die Frage, „Wie hat sich Preußen Münster in der NS-Zeit verhalten?‟. Die Corona-Pandemie bremste die eigent­liche soziale Arbeit des FAN­ports in den letzten Monaten aus und so nutzen Edo Schmidt, Jan Becker und das Team die Gelegen­heit, sich intensiver mit der Ge­schichte zu be­fassen.

Im Rahmen ihrer Re­cherchen stießen sie auf die Bücher von Gisela Möllen­hoff. „Zeile für Zeile‟ schilderte Jan Becker, arbei­teten sie die Bände durch, notier­ten alle Infor­ma­tionen zum Thema „Fußball‟, „Sport‟, „Verein‟ etc. Schnell weitete sich das Thema über den SC Preußen hi­naus und so wurde es schließ­lich ein Projekt zum Sport in Münster in der Zeit des National­sozialismus. Das Team konzi­pierte vier ver­schie­dene Routen, die sich dem Thema aus unter­schied­lichen Richtungen nähern: „Sport im National­sozialismus‟, „Der jüdische Sport­verein ‚Schild’‟, „Ernst Rappoport‟ und „DJK – zwei ent­gegen­ge­setze Wege‟. Die „Spuren­suche‟ führt die jungen Teil­nehmer­*innen jeweils zu ver­schie­denen Orten in der Stadt Münster. Das Projekt wurde gemein­sam mit Jugend­lichen er­probt und steht nun für Sport­vereine, Schul­klassen und Jugend­gruppen zur Ver­fü­gung.

„Mit unserem Projekt ‚Spuren­suche‘ versuchen wir, die Ein­schränkungen für jüdisches Leben in Münster zur Zeit des National­sozialismus erfahr­bar zu machen‟, erklärte Edo Schmidt.  „Wie krass die Ent­rechtung und Ver­folgung jüdischer Bürger­*innen war, wird besonders in Alltags­situationen deut­lich, die sich heute kaum noch ein Mensch vor­stellen kann. Gerade junge Menschen müssen hierüber auf­ge­klärt werden, was durch unser Projekt ‚Spuren­suche‘ als An­gebot für Schulen und Jugend­einrichtungen er­mög­licht wird.‟

Weitere Infos zum Projekt „Spuren­suche“ findet Ihr auf der Homepage des FANport Münster.

Quelle: https://www.frieden-durch-dialog.de/podiumsdiskussion-des-fanports-muenster-juedischer-sport-in-deutschland-und-im-muenster-der-1930er-jahre

10 Jahre FANport Münster

Wir haben Jubiläum! 🎉💫💥
 
Seit nunmehr zehn Jahren gibt es unser sozialpädagogisches Fanprojekt „FANport Münster“ an der Hammer Straße. Daher haben wir einen Jubiläumskalender im Hosentaschenformat herausgebracht. Er ist ab sofort bei uns kostenlos erhältlich. Er enthält neben dem Preußen-Saisonkalender 2021/22 einige Artikel über unsere Arbeit sowie jede Menge wertschätzender Grußworte aus unserem Netzwerk.
Wir nutzen das kleine Büchlein ebenfalls, um DANKE zu sagen – all jenen, die uns in der letzten Dekade geholfen, gefördert und unterstützt haben. Das könnt ihr schonmal hier nachlesen:
 
Mit viel Herzblut und Mut zum Risiko…
 
Seit fast zehn Jahren arbeite und lebe ich nun im FANport. Als ich im November 2011 anfing, regnete es durchs Dach dessen, was mal eine Anlaufstelle für Fans werden sollte. Und „die Preußenfans“ waren gerade in den Medien wegen des verheerenden „Böllerwurfs“ in Osnabrück. Außerdem wurden aus irgendeinem Grund die Geschäftsstelle und das Marathontor wütend mit Schriftzügen bemalt. „Das fängt ja gut an!“, habe ich damals gedacht. Dynamiken…
 
Ich bekam ein Konzept in die Hand gedrückt, das ich erstmal beiseitelegte, denn hier war Aufbauarbeit gefragt. Aber wir hatten zum Glück die Hilfe vieler Fans, sonst hätten wir es nicht geschafft, im Januar 2012 zu öffnen. Später füllten sich immer mehr Leerstellen – im Fanhaus wie im Konzept, ihr könnt es gerne nachlesen.
Wenn ich nicht Preußenfan gewesen wäre, das Preußenstadion – so wie es ist – dermaßen lieben würde, nicht schon vorher ein Herz für „Subkulturen“ entwickelt hätte und kein dermaßen überzeugter Demokrat wäre, der Ungerechtigkeit einfach nicht ertragen kann – ich hätte wohl nie die Motivation aufgebracht, dieses „Projekt“ voranzubringen.
 
Heute sind wir in der Fanprojektlandschaft anerkannt, haben uns bei Fans, Verein, Polizei und anderen Institutionen unseres Netzwerks ein stabiles „Standing“ erarbeitet. Hierfür war von uns – Manu, Yvonne, Flo, Dave, Stefan, Jan sowie von allen Aushilfen und Praktikant*innen – viel Herzblut und Mut zum Risiko nötig. Und Kreativität. Hierfür möchte ich euch allen danken!
 
Aber ohne die Hilfe „von außen“ und dem Vertrauen und der Unterstützung unseres Trägers Outlaw hätten wir es nicht geschafft. Sie und euch alle aufzuzählen wäre vergeblich, denn ich würde garantiert jemand Wichtiges vergessen, was bei unseren Zuwendungsgeber*innen, das Land NRW, die Stadt Münster und nicht zuletzt der DFB, echt peinlich wäre. 😉
Ihnen und euch sage ich ganz persönlich und im Namen des FANport Münster: DANKE!
Edo Schmidt

Vortrag und Podiumsveranstaltung zur Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“

Das Friedensbüro der Stadt Münster zeigt vom 26. Juni bis 25. Juli die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – jüdische Stars im deutschen Sport vor 1933 und danach“: https://www.frieden-durch-dialog.de/ausstellung – Infos über die Ausstellung finden sich auch hier: http://juedische-sportstars.de/index.php?id=241

Die Ausstellung wird auf dem Platz an der Überwasserkirche zu sehen sein. Es wird auch ein Rahmenprogramm geben, in dem wir mit einem Vortrag und einer Podiumsveranstaltung vertreten sind. Hier die wichtigsten Infos:

Das Stadion – ein politischer Ort
Vortrag zu Rassismus und Antisemitismus mit dem Historiker Peter Römer

Rassismus und Antisemitismus sind leider Bestandteil der Fankultur, in ihrer fankulturellen Funktion und Verwendungsweise dabei aber durchaus unterschiedlich. Anders als noch vor wenigen Jahrzehnten bleibt dies in heutigen Fankurven nicht unwidersprochen. Doch dachte man einige Jahre, dass die Ultra-Bewegung den Einfluss des rechten Flügels der als überaltert geltenden Hooligan-Kultur zurückdrängen würde, treffen in deutschen Fankurven inzwischen Gegensätze aufeinander. Zudem sind Schnittstellen und Übergänge entstanden, die kritisch einzuordnen sind. Relativ neu dabei ist ein öffentlichkeitswirksames Sendungsbewusstsein von Hooligans, die sonst Wert auf konspirative Strukturen legen und sich inzwischen ebenso selbstverständlich bei politischen Demonstrationen zeigen wie in und um die Stadien. Nicht zuletzt kommt ihnen eine bedeutende Rolle im Zuge der „Querdenken“-Proteste zu. Diese Prozesse analysiert und ordnet der Vortrag ein – denn was fankulturell passiert, hat eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung.

Mi, 30. Juni 2021 um 19:00 Uhr – als Präsenzveranstaltung des FANport Münster im Preußenstadion (Block L) geplant, Treffpunkt ab 18:30 Uhr ist der FANport, Hammer Str. 302, 48153 Münster. Eine Voranmeldung ist nicht nötig.

 

„Zugänge. Jüdischer Sport in Deutschland und im Münster der 1930er Jahre“
Podiumsveranstaltung mit Kurzvorträgen und anschließender Diskussion

 

Prof. Lorenz Peiffer: „Jüdischer Sport in Deutschland – Veränderungen nach 1933“
Gisela Möllenhoff: „Sport im Abseits in Münster während der NS-Zeit“
Jan Becker: “‘Spurensuche‘ – ein Projekt für Schüler*innen und Jugendliche über Sport in Münster während des Nationalsozialismus“

Moderation: Edo Schmidt, FANport Münster

Montag, 5. Juli 2021 um 19:00 Uhr – Raum: Gemeindesaal der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, Katthagen 2, 48143 Münster.

Aufgrund der begrenzten Teilnehmer:innenzahl ist eine Voranmeldung per Mail an fanport@outlaw-ggmbh.de erforderlich.

Bei dieser Veranstaltung stellt unser Kollege Jan Becker vom Lernort Preußenstadion das Projekt „Spurensuche“ vor, das in der Zeit während der Corona-Maßnahmen in Kooperation von FANport und Lernort Preußenstadion entstand.

Hierbei handelt es sich um ein Angebot für Jugendliche und Schüler*innen. Die Teilnehmenden teilen sich in Gruppen auf und durchqueren Münster auf vier unterschiedlichen Routen, auf denen unter anderem die Biografien einiger jüdischer Bürger*innen nachverfolgt werden, die in den 1930er Jahren in Münster lebten und hier Sport trieben. Es werden auch Informationen über die Sportvereine in der NS-Zeit in Münster sowie über einzelne Funktionäre mit NS-Zugehörigkeit gegeben. Jugendlichen und Schüler*innen soll so vermittelt werden, wie jüdisches Leben in Münster im Nationalsozialismus eingeschränkt wurde und unter welchen Umständen es Juden und Jüdinnen überhaupt noch möglich war, Sport zu treiben. Denn mit der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 veränderte sich der Status und damit das Leben jüdischer Bürger*innen drastisch. Sie wurden vielfach enteignet und schrittweise aus dem öffentlichen Leben, aus Politik, Kultur und der Wissenschaft verdrängt und so ihrer Lebensgrundlage beraubt. Der Sport bildete hierbei keine Ausnahme – im Gegenteil: einige Sportvereine zeigten sich besonders eifrig und schlossen ihre jüdischen Mitglieder frühzeitig aus.

Viele verließen daraufhin Deutschland, so es ihnen möglich war – die meisten Juden und Jüdinnen aber wurden deportiert und in den Vernichtungslagern in den 1940er Jahren ermordet.

Falls Jugendgruppen, Schulen oder Sportvereine Interesse an diesem Außerschulischen Bildungsangebot haben, bitte gerne eine Mail an lernort.preussenstadion@outlaw-ggmbh.de schicken.

 

FANport-Newsletter #43

Moin!

Da wir nun wieder vermehrt Angebote machen und unser Fanhaus öffnen können, haben wir endlich mal wieder einen Newsletter verfasst. Dort könnt ihr nachlesen, was so alles demnächst bei uns ansteht – und das ist nicht wenig…

Viel Spaß beim Lesen!

Fancamp am Lippesee

NRW-Fanprojekte bieten Ferienfreizeit vom 12.-16. Juli 2021 an

In den Farben getrennt, in der Sache vereint: zufriedene Teilnehmer:innen beim Fancamp der NRW-Fanprojekte

Wir fahren mit euch (14-17jährige Preußenfans) zum Lippesee ins Ferienlager. Fünf Tage Spiel, Spaß, Spannung und hoffentlich Sonne – das alles für schlappe 50 Euro pro Nase (für Unterkunft, Verpflegung, An- und Abreise).

Los geht es am Montag, den 12. Juli 2021 um 11 Uhr mit dem FANport-Bulli am Preußenstadion. Komm‘ mit!

Das jährlich stattfindende Fancamp auf dem Jugendzeltplatz Lippesee bei Paderborn ist Teil der offenen Angebote der Jugendarbeit der Fanprojekte in NRW. Der Ort bietet unter anderem mit Sandstrand, Spielfeldern für Beachvolleyball, Streetball oder Fußball, Stand-up-Paddeling und einer Anlage für Wasserski Möglichkeiten für ein vielfältiges und abwechslungsreiches Sport- und Freizeitangebot. Aber auch ein Angebot der historisch-politischen Bildungsarbeit, etwa der Besuch des NS-Dokumentationszentrums Wewelsburg, ist Bestandteil der fünftägigen Sommerferienfreizeit. Die einzelnen Fanprojektstandorte nehmen jeweils mit sechs bis sieben Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren am Fancamp NRW teil. Allein 2018 haben 45 Jugendliche von sieben Fanprojektstandorten teilgenommen, seit dem ersten Fancamp 2016 wirkten inzwischen zwölf von 15 Standorten mit – und Münster war immer dabei. Begleitet werden die Jugendlichen von ein bis zwei Fachkräften der jeweiligen Fanprojekte.

Trotz der Begleitung durch Mitarbeitende von Fanprojekten ist eine zentrale Säule der pädagogischen Konzeption des Fancamps NRW die aktive Partizipation der jugendlichen Teilnehmenden. Nicht nur entscheiden diese in der Regel gemeinsam, wie sie ihre Tage verbringen, sondern übernehmen gegenseitige Verantwortung etwa beim Kochen. Sie sind somit nicht passive Konsument*innen, sondern aktive Mit-Gestaltende des Angebots. Die Jugendlichen werden ermutigt, neue Rollen einzunehmen und sich auszuprobieren: im Fancamp NRW sind sie losgelöst und unabhängig von gewohnten Strukturen in Familie, Schule oder Peer Group und können ohne äußere Anforderungen, alltägliche Sorgen oder Probleme sie selbst sein und Selbstwirksamkeit erfahren.

Gemeinsame Aktivitäten fördern den Teamgeist

Die Teilnehmenden fühlen sich ihrer jeweiligen Fanszene zugehörig, geraten aber eher selten aneinander. Über die gemeinsame Zeit im Fancamp hinaus entstehen daher auch schon einmal längerfristige Kontakte zwischen den Jugendlichen. Somit ist dieses Angebot der LAG Fanprojekte NRW nicht nur ein offenes Angebot der Jugendarbeit. Es leistet auch Gewaltprävention, die nicht belehrend, sondern authentisch wirkt.

Die Grundlagen für belastbare Beziehungen ergeben sich im Rahmen des Fancamps nicht nur unter den Jugendlichen selber, sondern auch zwischen den Teilnehmenden und den sozialpädagogischen Fachkräften. Die gemeinsamen Erlebnisse und die gegenseitige Verantwortungsübernahme können dazu führen, dass die Sozialpädagog*innen der Fanprojekte auch weiter über das Fancamp hinaus Ansprechpersonen bleiben.

Insgesamt blicken sowohl die Jugendlichen als auch die Fachkräfte positiv auf die vergangenen Jahre des Fancamps zurück. Aufgrund der guten Erfahrungen aller Beteiligten gehört das Fancamp inzwischen fest zum Repertoire der Präventionsarbeit der Fanprojekte in NRW und findet jährlich statt.

Nachfragen zum Fancamp NRW beantwortet Dave unter 0160-98934350. Anmeldungen können an fanport@outlaw-ggmbh.de gesendet werden. Das Anmeldeformular gibt es hier:

Nie wieder!

Zwischenruf der Initiative für einen Erinnerungstag im deutschen Fußball zur aktuellen Situation unserer Freunde*innen in Israel und Deutschland

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter von „!Nie wieder“ aus den Vereinen, den Kurven, denFanprojekten, den Flüchtlingsinitiativen, den Landesverbänden, den Schulen, den Akademien und Museen,

liebe Freundinnen, Freunde und Sympathisanten von „!Nie wieder“,

mit großer Bestürzung und auch mit Empörung sehen wir auf die verstörenden Ereignisse in Israel und den palästinensischen Gebieten. In dieser Eskalation der Gewalt sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei unseren israelischen Freund*innen, bei Zvi und Abi Cohen, Oded Breda, Schmuel Kahn und allen anderen.

Der Dauerbeschuss durch die Raketen bedroht ihr Leben und das ihrer Familien. Wir hoffen und wünschen inständig, dass ihr Schutzschild „Iron Dome“ sie und alle anderen vor dem Schlimmsten bewahrt. In der Mail vom 14. Mai schreibt uns Zvi, wie es ihm geht:

„An all meine Freunde und Bekannten, mit mir persoenlich ist alles in Ordnung, nur die Lage hier ist fast unaushaltbar. Alle Plaene mit einer neuen Regierung sind zerplatzt, heftige Unruhen zwischen hiesigen Arabern und Juden, Tagtaeglich im ganzen Lande, zahllose Raketen auch in unserer Naehe, also alles ziemlich miserable. Ich hoffe das, wenn wir Sonntags sprechen koennen, es etwas besser aussehen wird.
Bisdann, Shalom, Shalom, – Zvi“

Unsere Aufmerksamkeit und unser Mitgefühl gilt ebenso den Menschen im „Gazastreifen“, deren Leben bedroht ist und die unter dem Terror der „Hamas“ massiv leiden. Auch sie sind dem Schrecken und dem Tod hilflos ausgeliefert. Im tiefen Verständnis des „Nie wieder!“ hoffen wir auf einen baldigen Waffenstillstand und neue Bemühungen um Stabilität und Frieden in der Region.

Wie weit sich der Radius des aktuellen Geschehens spannt, erleben wir in seiner Bedrohlichkeit in unserem Land, ca. 3000 Kilometer entfernt von Israel. Und das betrifft uns von „!Nie wieder“ existenziell. Eine Minderheit instrumentalisiert den Konflikt, um unverholen in Gelsenkirchen, Köln, Berlin und anderen Städten, oft auch in unmittelbarer Nähe von Synagogen (wie hier in Münster – Anm. der Red.), mit aggressiven antisemitische Parolen unsere jüdischen Freunde*innen zu schmähen und zu bedrohen. Diese Personen und Gruppen müssen mit unserer Gegenwehr rechnen.

  • Wer das Existenzrecht des Staates Israel infrage stellt, muss mit unserer Gegenwehr rechnen.
  • Wer die Verbrechen Deutschlands an den jüdischen Bürger*innen Europas relativiert oder leugnet, muss mit unserer Gegenwehr rechnen.
  • Wer Zvi und Abi Cohen, wer Esther Bejarano, Ernst Grube, Eva Szepesi, Oded Breda, TamarDreifuss, Charlotte Knobloch, Schmuel Kahn bedroht, wer unsere Freund*innen von Makkabi unddie jüdische Community bedroht, muss mit unserer Gegenwehr rechnen.

Diese Gegenwehr leben die Mitstreiter*innen von „!Nie wieder“. Beispielhaft seien hier die Freund*innen von „Makkabi Deutschland“ und der „Schalker Faninitiative“ genannt, die ihre Stimme gegen die Bedroher*innen erhoben haben. Der „Zwischenruf“ ist der Verstärker dieser Stimmen und ruft auf, sich mit klugen und kreativen Aktionen gegen die Personen und Gruppen zu stellen, die „die Würde des Menschen“ permanent durch ihre Worte und Taten verletzen. Unseren jüdischen Freund*innen in Israel und Deutschland rufen wir zu: Wir sind für Euch da!

Für die Initiative „!Nie wieder“ Lukas Keuser und Eberhard Schulz

Weitere Infos: www.erinnerungstag.de www.niewieder.info

Seit 2013 arbeitet der FANport Münster in dieser zivilgesellschaftlichen Initiative mit und veranstaltet immer wieder Bildungs- und Informationsveranstaltungen im Sinne von Antidiskriminierungsarbeit z.B. rund um den 27. Januar, den Holocaust Rememberance Day (Tag der Befreiung des Arbeits- und Vernichtungslagers Auschwitz 1945).

Spieltagsöffnungen für Jugendliche

Nach der aktuellen Coronaschutz-Verordnung dürfen wir für bis zu fünf Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren unsere Anlaufstelle öffnen. Ihr seid also auch wieder „im Rudel“ zu den Spielübertragungen von Auswärtsspielen des SC Preußen Münster herzlich willkommen! Ca. eine halbe Stunde vor Spielbeginn machen wir die Tür los. Aber bitte meldet euch vorher bei Edo an: 0151-61338940 oder im Messenger.

Außerdem öffnen wir unser Integrations- und Sportprojekt wieder für Gruppen – zunächst ebenfalls für max. fünf Jugendliche bis 18 Jahre. Der Flyer hier gibt Aufschluss über unsere Angebote.

Ab sofort ist donnerstags unser Jugendcafé ab 16:00 Uhr geöffnet. Und ab dem 31. Mai kicken wir auch wieder mit euch, zunächst auf unserem Bolzplatz. Stefan und Robert machen Einzeltrainings, bitte meldet euch vorher an: 0160-90827934.

Alle Einrichtungen der Jugendhilfe, die mit Geflüchteten im Alter von 12 bis 18 Jahren arbeiten sind herzlich eingeladen, ihre „Neu-Münsteraner*innen“ zu uns zu schicken. Unser Jugendcafé und unsere Sportangebote sind für alle jungen Münsteraner*innen offen!

SPIEGEL: 20 Fanhilfen gründen Dachverband

»Fußballfans stehen seit jeher unter Dauerbeobachtung der Sicherheitsbehörden«

Rechtliche und finanzielle Unterstützung: In ganz Deutschland gibt es Fanhilfe-Gruppen, die sich nach Auseinandersetzungen mit der Polizei um Fußballanhänger kümmern. Nun haben sie einen Dachverband gegründet.

Zum Artikel: https://www.spiegel.de/sport/fussball/fanhilfen-gruenden-dachverband-fussballfans-stehen-seit-jeher-unter-dauerbeobachtung-der-sicherheitsbehoerden-a-5c078b9d-f340-4767-99c3-b5a98cee1dae

Auch die aktive Fanszene in Münster hat eine Fanhilfe gegründet: http://www.fanhilfe.ms/